Ausfälle, Verspätungen und Co.: Wer ist schuld am Bahn-Chaos zwischen Chemnitz und Leipzig?

Chemnitz/Leipzig - Seit einem halben Jahr herrscht auf der Bahnstrecke zwischen Chemnitz und Leipzig das pure Chaos: anfällige Technik, Ausfälle, Verspätungen und überfüllte Züge. Wer ist schuld am Bahn-Desaster?

Die roten Doppelstockzüge sollten eigentlich eine Verbesserung darstellen - doch das Gegenteil ist der Fall.
Die roten Doppelstockzüge sollten eigentlich eine Verbesserung darstellen - doch das Gegenteil ist der Fall.  © Sven Gleisberg

Für die unhaltbaren Zustände gibt es drei Ursachen. Zum einen der Umstand, dass die Strecke größtenteils eingleisig und nicht elektrifiziert ist. Daher ist der Einsatz moderner und komfortabler Elektrozüge nicht möglich.

Ältere Technik muss auf die Schiene, die wiederum oft für Probleme sorgt - ein Teufelskreis. Verantwortlich für den zeitgemäßen Ausbau der Strecke sind Bahn, Bund und Freistaat.

Punkt zwei: die Akku-Züge vom Hersteller "Alstom". Diese sollten bereits seit Ende 2023 im Einsatz sein, doch "Alstom" konnte bis heute nicht liefern.

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Punkt drei: die Übergangslösung. Hierfür ist die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB, gehört zu Transdev) verantwortlich. Die alten DDR-Bahnen, die jahrelang auf der Strecke unterwegs waren, kamen aufs Abstellgleis. Zur Überbrückung wurden Doppelstockzüge eingesetzt, die von einer Diesellok gezogen werden. Doch die mittlerweile ebenfalls ältere Technik sorgt immer wieder für Probleme.

Vor allem die Dieselloks, die von Transdev gestellt werden, sind anfällig. "Diese sind ein wesentlicher Faktor für die Instabilität der Verbindung", sagt VMS-Sprecher Falk Ester und führt aus: "In den letzten zwei Wochen waren von vier Lokomotiven nur zwei betriebsfähig."

Daher fordert der VMS die MRB auf, mehr Loks auf die Schienen zu bringen.

Leider keine Seltenheit: Da stets ein Waggon wegen Diesel-Gerüchen gesperrt wurde, hat der RE 6 deutlich weniger Kapazität. Die Folge: völlig überfüllte Bahnen.
Leider keine Seltenheit: Da stets ein Waggon wegen Diesel-Gerüchen gesperrt wurde, hat der RE 6 deutlich weniger Kapazität. Die Folge: völlig überfüllte Bahnen.  © Sven Gleisberg

Welche Rolle spielt der Verkehrsverbund beim Zug-Chaos?

VMS-Sprecher Falk Ester kritisiert das Management der Mitteldeutschen Regiobahn. Der Verkehrsverbund sei für das Chaos nicht verantwortlich, sagt er.
VMS-Sprecher Falk Ester kritisiert das Management der Mitteldeutschen Regiobahn. Der Verkehrsverbund sei für das Chaos nicht verantwortlich, sagt er.  © Kristin Schmidt

Doch welche Rolle spielt der Verkehrsverbund - ist er für die Probleme mitverantwortlich? Immer wieder hagelt es im Netz Kritik. Ein TAG24-Leser schimpfte: "Für dieses Chaos ist allein der VMS als Besteller der ÖPNV-Leistung verantwortlich!"

"Die Behauptung ist falsch", sagt Ester. Zwar sei der VMS für die Bestellung der Züge verantwortlich, "im Fall von Lieferverzögerung der Akku-Züge aber nicht". Heißt: Die MRB muss sich um einen Ersatz kümmern, was auch geschehen ist - jedoch mit den jetzt bekannten Problemen.

Der VMS sieht die Schuld bei der MRB: Mangelnde Initiative zur Herstellung der vollen Kapazität, defekte Loks und oftmals fehlende Fahrgastinformationen tragen maßgeblich zum Chaos bei.

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Immerhin: Mittlerweile wird der RE 6 durch Direktbusse unterstützt. Diese fahren im 30-Minuten-Takt und sollen für mehr Stabilität sorgen.

Und: Ende 2025 sollen dann endlich die Akku-Züge geliefert werden.

Titelfoto: Sven Gleisberg

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